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Sanierung der Albrechtstraße nur für Autofahrer

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An die Stadträte der Stadt Dessau-Roßlau:

Chance vertan: Sanierung der Albrechtstraße nur für Autofahrer, keine Verbesserung für Radfahrer, Einsparpotentiale und Förderung ungenutzt

Seit wenigen Tagen laufen nun die Bauarbeiten in der Albrechtstraße. Gefördert aus dem Konjunkturpaket II, mit dem vorrangigen Ziel der Lärmminderung, werden die vier Kfz-Fahrstreifen auf zwei bis drei zurückgebaut und dabei ein lärmmindernder Straßenbelag aufgebracht und weitere Parkplätze angelegt. Für den Umweltverbund (ÖPNV, Rad- und Fußgängerverkehr) sind keine Verbesserungen geplant, dabei sind die Radwege entlang der Albrechtstraße seit mehreren Jahren schon in einem desolazen, verkehrsgefährdenden Zustand. Die Umweltverbände ADFC, BUND, die Bürgerinitiative Dessau – Natürlich Mobil sowie betroffene Bürger hatten dies moniert und darauf hingewiesen (auch im Rahmen des „Bürgerhaushalts“), dass sich für die Stadt eine erhebliche Kostenersparnis erzielen ließe, wenn die Radverkehrsprobleme ebenfalls im Zuge dieser Baumaßnahme gelöst werden. Zudem wird bis auf die Verwendung des „leiseren“ Straßenbelags nach der derzeitigen Planung keine weitere Lärmminderung, zum Beispiel durch Verlagerung von Kfz-Verkehr auf Bus- und Radverkehr erreicht. Somit werden den Fördervoraussetzung nach Konjunkturpaket II nur in geringem Maße Rechnung getragen.

In einem kürzlich stattgefundenen Gespräch mit der Stadtverwaltung Dessau-Roßlau hatten wir Umweltverbände nachgefragt, wann die dringend gebotene Sanierung der Rad- und Fußwege in der Albrechtstraße nun erfolgen soll. Die Stadtverwaltung sicherte uns eine grundhafte Sanierung zumindest des östlichen Rad- und Fußweg bis 2012 zu. In dem MZ-Artikel vom 23.02.11 äußert sich aber nun Tiefbauamtsleiter Gerd Pfefferkorn dahingehend, dass er „in den nächsten Jahren keine Chance der Finanzierung“ für einen grundhaften Ausbau der Radwege auf beiden Straßenseiten sieht.

Da somit auf absehbare Zeit keine Verbesserungen für den Umweltverbund zu erwarten sind, möchten wir nochmals unsere kosteneinsparende Alternativlösung vorbringen:
Ein Großteil des Kfz-Verkehrs in der Albrechtstraße kann nun über die dafür vorgesehene Westumfahrung (ab Roßlauer Allee) geführt werden, so dass in der Albrechtstraße ein Kfz-Streifen pro Richtung ausreicht, wie einschlägige Verkehrsplanungsrichtlinien belegen. Die durch den Rückbau der Kfz-Fahrstreifen freiwerdende Fläche kann somit zur Anlage von beidseitigen Radstreifen oder kombinierter Bus- und Radfahrstreifen genutzt werden. Radstreifen sind anerkannter Stand von Planungsrichtlinien und eine verkehrssichere Lösung, zumal es in Dessau-Roßlau und in Städten mit deutlich höherem Verkehrsaufkommen schon viele positive Erfahrungen mit Radfahrstreifen gibt. Die Stadt Hamburg hat beispielsweise in dem beigefügten Faltblatt die Vorteile von Radstreifen gegenüber Radwegen kurz und umfassend erläutert. Zudem besteht in der Albrechtstraße aus Sicherheitsgründen akuter Handlungsbedarf: Vor dem Hintergrund der zahlreichen Gefahrenstellen auf den Radwegen in der Albrechtstraße ist hier ein Ausweichen der Radler auf den Gehweg nicht zu vermeiden, was zu weiteren Konflikten zwischen Radfahrer und Fußgängern sorgt.

Nach der jetzigen Planung sollen also in der Albrechtstraße lediglich Verbesserungen für den motorisierten Individualverkehr geschaffen werden, der Umweltverbund wird wieder einmal komplett vernachlässigt, Einsparpotentiale werden nicht genutzt und die Radverkehrssituation wird örtlich noch viele Jahre/Jahrzehnte in diesem schlechten Zustand bleiben.

Wir bitten Sie als Stadträte der Stadt Dessau-Roßlau Ihre diesbezügliche Entscheidung nochmals zu überdenken. Die Gelegenheit zur Anpassung der Baumaßnahmen besteht noch: Die vorgeschlagenen Änderungen der Verkehrsorganisation können selbst nach Fertigstellung des neuen Straßenbelags durch anderweitige Fahrbahnmarkierungen realisiert werden.

Wir erbitten Ihre Antwort an adfc-dessau@web.de und vorstand@dessau-natuerlich-mobil.de bis zum 13.3.2011 und stehen für Gespräche gerne bereit.

Diese Anliegen wird zudem unterstützt vom Eine Welt e.V., dem KIEZ e.V. und der Spielplatzinitiative Dessau e.V..

Mit freundlichen Grüßen
im Namen der Bürgerinitiative Dessau – Natürlich Mobil und
im Auftrag des ADFC Dessau

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